Microservices: Die Zukunft der Anwendungsentwicklung
veröffentlicht am
12.11.2024

Microservices: Die Zukunft der Anwendungsentwicklung

In der Vergangenheit dominierten sogenannte monolithic applications die Softwareentwicklung.

Diese als ein einziger Block implementierten Anwendungen waren jedoch oft schwer zu warten, zu skalieren und an sich ändernde Anforderungen anzupassen. Heute bieten Microservices eine agile und flexible Alternative. Durch die Aufteilung einer Anwendung in kleinere, unabhängige Dienste können Unternehmen schneller auf Marktveränderungen reagieren und ihre Software effizienter entwickeln und betreiben.

Die Technologie eignet sich besonders für Unternehmen, die komplexe Anwendungen (complex applications), verteilte Systeme entwickeln, häufige Änderungen vornehmen und kontinuierlich neue Funktionen bereitstellen möchten. Egal, ob es sich um Start-ups handelt, die schnell auf den Markt kommen wollen, oder um etablierte Unternehmen, die ihre bestehende IT-Infrastruktur modernisieren möchten – Microservices bieten die nötige Flexibilität und Agilität. Doch was genau versteht man darunter und warum sind sie so bedeutend für die heutige Anwendungsentwicklung?

Was sind Microservices? Eine Definition

Microservices sind ein Architekturstil, bei dem eine Anwendung als eine Sammlung kleiner, unabhängiger Dienste entwickelt wird, die in der Regel über APIs miteinander kommunizieren.  

Jeder Dienst erfüllt eine spezifische Aufgabe innerhalb der Anwendung und kann unabhängig von den anderen Diensten entwickelt, bereitgestellt und skaliert werden.  

Dieser Ansatz steht im Kontrast zu traditionellen monolithischen Architekturen, bei denen alle Funktionalitäten einer Anwendung in einem einzigen, großen Codebase zusammengefasst sind.

Monolithische Architektur vs. SOA vs. Microservices

Um den Wert der Technologie vollständig zu verstehen, ist es hilfreich, sie mit anderen Architekturmodellen zu vergleichen:

  • Monolithische Architektur (monolithic architecture): 
    In einem monolithischen System wird die gesamte Anwendung als eine einzige, unteilbare Einheit entwickelt und bereitgestellt. Dies führt oft zu Problemen bei der Skalierung und Wartung, da jede Änderung an der Anwendung umfangreiche Tests und Deployments erfordert.

  • Service-orientierte Architektur (SOA): 
    SOA ist ein Vorläufer der Mikrodienst-Architektur, bei dem die Anwendung in mehrere lose gekoppelte Dienste unterteilt wird, die über ein Netzwerk miteinander kommunizieren. Während SOA eine Modularisierung ermöglicht, sind die Dienste in der Regel größer und komplexer als Microservices, was die Flexibilität einschränken kann.

  • Microservice Architektur (Microservices Architectur):
    Im Gegensatz zu monolithischen Architekturen und SOA konzentrieren sich Microservices auf die Schaffung kleiner, hoch spezialisierter Dienste. Diese Dienste sind unabhängig voneinander und ermöglichen es Entwicklungsteams, neue Funktionen schneller bereitzustellen und einfacher zu skalieren.

Eigenschaften der Microservice-Architektur

Microservices zeichnen sich durch einige zentrale Eigenschaften aus:

  • Unabhängigkeit: 
    Jeder Service ist unabhängig in Bezug auf Entwicklung, Deployment und Skalierung. Dies ermöglicht eine schnelle Entwicklung und flexible Anpassung an wechselnde Anforderungen.

  • Dezentrale Datenverwaltung: 
    Im Gegensatz zu monolithischen Systemen, in denen häufig eine zentrale Datenbank verwendet wird, hat jeder Microservice seine eigene Datenbank. Diese ist auf seine spezifischen Bedürfnisse zugeschnitten.

  • Robustheit: 
    Da die Dienste unabhängig voneinander funktionieren, kann ein Ausfall eines Dienstes oft ohne große Auswirkungen auf das Gesamtsystem behoben werden.

  • Automatisierte Bereitstellung und Skalierung: 
    Durch den Einsatz von Containern und Orchestrierungstools wie Kubernetes können Microservices einfach bereitgestellt und skaliert werden.

Eigenschaften der Microservice-Architektur

Vorteile der Microservice-Architektur

Die Einführung bringt zahlreiche Vorteile mit sich:

  • Skalierbarkeit: 
    Dienste können unabhängig voneinander skaliert werden, was eine optimale Ressourcennutzung ermöglicht.

  • Schnelle Markteinführung: 
    Da Entwicklungsteams an verschiedenen Diensten parallel arbeiten können, lassen sich neue Funktionen schneller entwickeln und bereitstellen.

  • Flexibilität: 
    Durch die unabhängige Entwicklung und Bereitstellung von Diensten können neue Technologien oder Architekturen einfacher integriert werden.

  • Wartbarkeit: 
    Der modulare Aufbau erleichtert die Wartung und Weiterentwicklung, da Änderungen nur an den betroffenen Diensten vorgenommen werden müssen.

  • DevOps-Integration: 
    Microservices passen hervorragend zu DevOps-Praktiken, da sie die kontinuierliche Integration und Bereitstellung von Software fördern. Die Automatisierung von Test- und Deployment-Prozessen wird erleichtert, was zu einer schnelleren und effizienteren Softwareentwicklung führt.

Herausforderungen bei der Implementierung

Trotz ihrer Vorteile gibt es auch einige Herausforderungen:

  • Komplexität: 
    Die Verwaltung vieler kleiner Dienste erfordert ein hohes Maß an Organisation und Koordination, insbesondere in Bezug auf Kommunikation und Datenkonsistenz.

  • Netzwerk-Latenz: 
    Da über ein Netzwerk kommuniziert wird, kann es zu Latenzproblemen kommen, die die Gesamtleistung der Anwendung beeinträchtigen können.

  • Monitoring und Debugging:
    Das Überwachen und Debuggen einer Microservices-Architektur ist komplexer als bei monolithischen Systemen, da viele verschiedene Komponenten im Spiel sind.

  • Sicherheit: 
    Microservices bringen neue Sicherheitsherausforderungen mit sich, da jeder Dienst eine potenzielle Angriffsfläche darstellt. Die sichere Verwaltung von API-Schlüsseln, Authentifizierung, Autorisierung und die Einhaltung von Sicherheitsstandards erfordern besondere Aufmerksamkeit. Ein umfassendes Sicherheitskonzept ist unerlässlich, um die Integrität des Gesamtsystems zu gewährleisten.

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Tools für die Arbeit mit Microservices

Um die Vorteile von Microservices voll auszuschöpfen, stehen verschiedene Tools zur Verfügung:

  • Container: 
    Container-Technologien wie Docker sind essenziell für die Bereitstellung. Sie bieten eine isolierte Umgebung, in der jeder Dienst unabhängig ausgeführt werden kann.

  • Kubernetes: 
    Container-Orchestrierungstools wie Kubernetes sind für cloud-native applications unverzichtbar, da sie die Bereitstellung und Verwaltung in der Cloud vereinfachen. Es automatisiert die Bereitstellung, Skalierung und Verwaltung von containerisierten Anwendungen, was besonders für Microservices-Architekturen nützlich ist.

  • Event-Streaming: 
    Tools wie Apache Kafka ermöglichen das Event-Streaming und sorgen dafür, dass Microservices in Echtzeit auf Ereignisse reagieren können. Dies ist besonders wichtig für Systeme, die eine hohe Reaktionsfähigkeit erfordern.

  • DevOps-Tools:
    Plattformen wie Jenkins, GitLab CI/CD und Terraform unterstützen die Automatisierung von Build-, Test- und Deployment-Prozessen. Diese Tools sind für eine reibungslose Implementierung von Microservices-Architekturen unerlässlich.

  • Sicherheits-Tools: 
    Tools wie Istio oder Linkerd können zur Absicherung von Microservices-Architekturen eingesetzt werden. Sie bieten Funktionen wie Service-Mesh, Authentifizierung, Verschlüsselung und Monitoring, die für den Schutz von Microservices notwendig sind.

Kubernetes

Beispiel: Wie Unternehmen profitieren

Ein gutes Beispiel für den erfolgreichen Einsatz von Microservices ist Netflix. Der Streaming-Dienst hat früh erkannt, dass eine monolithische Architektur den wachsenden Anforderungen nicht mehr gerecht wird. Durch die Umstellung auf eine Microservices-Architektur konnte Netflix die Skalierbarkeit und Verfügbarkeit seines Dienstes erheblich verbessern. Heute betreibt das Unternehmen Hunderte von Microservices, die jeweils eine spezifische Funktion innerhalb des Streaming-Ökosystems erfüllen.

Expertentipp: Erfolgreiche Cloud-Migration mit Microservices

Wenn Sie planen, eine bestehende monolithische Anwendung in die Cloud zu migrieren, sollten Sie nicht den Fehler machen, sofort alles in Mirkodienste zu zerlegen.  

Beginnen Sie stattdessen mit einer gründlichen Analyse der bestehenden Anwendung und identifizieren Sie Bereiche, die am meisten von der Cloud-Migration profitieren würden.  

Oft ist es sinnvoll, zunächst nur die am stärksten belasteten oder am häufigsten aktualisierten Komponenten als Microservices zu extrahieren. Nutzen Sie dabei Cloud-native Dienste wie Azure Functions, um diese Bestandteile schrittweise in die Cloud zu integrieren. So minimieren Sie Risiken und gewährleisten eine reibungslose Transition in eine skalierbare, cloudbasierte Microservices-Architektur.

Fazit

Microservices sind ein mächtiges Werkzeug in der modernen Anwendungsentwicklung. Sie bieten eine hohe Flexibilität, Skalierbarkeit und Effizienz, stellen Entwickler jedoch auch vor neue Herausforderungen.  

Mit den richtigen Tools und einem klaren Verständnis für die Prinzipien dieser Architektur können Unternehmen jedoch erheblich von Mikrodiensten profitieren und ihre IT-Infrastruktur fit für die Zukunft machen.  

Wenn sie richtig implementiert werden, können Microservices dazu beitragen, die Time-to-Market zu verkürzen, die Wartbarkeit zu verbessern und letztendlich den Erfolg eines Unternehmens in einer wettbewerbsintensiven digitalen Welt zu sichern.  

Zusätzlich dazu fördern sie die Integration von DevOps-Praktiken und bieten die Möglichkeit, Sicherheitsaspekte gezielt zu adressieren, was besonders in einer zunehmend digitalisierten Welt von entscheidender Bedeutung ist.