Was ist Zero Trust? Definition, Vorteile und Prinzipien
veröffentlicht am
27.8.2024

Was ist Zero Trust? Definition, Vorteile und Prinzipien

Das Zero-Trust-Sicherheitsmodell hat sich in den letzten Jahren als unverzichtbarer Bestandteil moderner Sicherheitsstrategien in IT Umgrbungen etabliert.

Laut dem „Cost of a Data Breach Report 2023“ von IBM Security liegt der durchschnittliche finanzielle Schaden durch eine Datenpanne bei 4,45 Millionen US-Dollar. Darüber hinaus zeigen Studien, dass die Häufigkeit von Cyberangriffen kontinuierlich zunimmt; allein in Deutschland wurden im Jahr 2023 mehr als 100.000 Cyberattacken auf Unternehmen gemeldet.

Eine dieser Strategien ist das Zero-Trust-Ansatz, das sich zunehmend als Standardansatz in der Cybersecurity etabliert hat. Unternehmen setzen dabei auf Zero-Trust-Lösungen wie Azure Entra ID, um ihre Sicherheit zu erhöhen.

Wir erklären im Artikel worauf Sie achten sollten und gehen auf die Besonderheiten der Microsoft Azure Cloud ein.

Definition und Entstehung

Das Zero Trust-Modell basiert auf dem Prinzip, dass kein Benutzer, kein Gerät und keine Anwendung vertrauenswürdig ist, unabhängig davon, ob sie sich innerhalb oder außerhalb des Unternehmensnetzwerks befinden. Jede Zugriffsanfrage muss authentifiziert und autorisiert werden, bevor Zugang gewährt wird.

Es wurde erstmals 2010 von John Kindervag, einem Analysten bei Forrester Research, vorgestellt.

Was ist Zero Trust nicht?

Zero Trust ist nicht einfach eine Firewall oder ein einzelnes Sicherheitsprodukt.

Perimeter Sicherheitsmodell

Das Perimeter-Sicherheitsmodell, auch bekannt als Perimeter-based Security, basiert ebenfalls auf der Idee, dass das Netzwerk durch eine äußere Verteidigungslinie geschützt wird.

Es nutzt Firewalls, Gateways und andere Sicherheitsvorrichtungen, um einen klaren, abgrenzbaren Perimeter zu schaffen, der den sicheren Innenbereich vom unsicheren Außenbereich trennt.

Innerhalb des Perimeters wird angenommen, dass Benutzer und Geräte vertrauenswürdig sind und weniger strengen Sicherheitskontrollen unterliegen.

Im Gegensatz zum traditionellen Perimeter-Sicherheitsmodell, das auf einem festen Netzwerkperimeter basiert, geht das Zero-Trust-Netzwerk davon aus, dass jeder Teil des Netzwerks potenziell angreifbar ist."

Castle and Moat

Das „Castle and Moat“-Modell ist ein traditionelles Sicherheitskonzept, das das Netzwerk eines Unternehmens mit einer mittelalterlichen Burg und einem umgebenden Wassergraben vergleicht.

In diesem Modell wird angenommen, dass alles innerhalb der "Burg" (des Netzwerks) sicher ist, während alles außerhalb potenziell gefährlich ist.

Sobald ein Benutzer oder Gerät den „Graben“ (die äußeren Verteidigungsmaßnahmen) überwunden hat, wird es als vertrauenswürdig angesehen und hat freien Zugang zu den Ressourcen innerhalb der „Burg“.

Dieses Modell legt den Schwerpunkt auf starke äußere Verteidigung und vernachlässigt oft die inneren Sicherheitsmechanismen.

Castle and Moat

Wie funktioniert Zero Trust in der Cloud?

Mit der zunehmenden Migration in die Cloud wird die Sicherung digitaler Ressourcen komplexer. Traditionelle Sicherheitsmodelle sind nicht mehr ausreichend. Zero Trust in der Cloud behandelt jede Zugriffsanfrage als potenziell unsicher und erfordert strikte Authentifizierung und Autorisierung. So können Unternehmen ihre Cloud-Infrastrukturen vor modernen Bedrohungen schützen und gleichzeitig die Vorteile der Cloud nutzen.

Identity and Access Management (IAM)

Azure IAM spielt eine zentrale Rolle in der Zero Trust-Strategie, insbesondere in der Cloud-Umgebung wie Microsoft Azure.

Durch die Implementierung von IAM-Lösungen können Unternehmen sicherstellen, dass nur autorisierte Benutzer und Geräte Zugriff auf Unternehmensressourcen erhalten.

Azure Entra ID (früher Azure Active Directory) bietet umfassende IAM-Funktionen, einschließlich bedingtem Zugriff, rollenbasierter Zugriffskontrolle (RBAC) und Identity Protection, die für die Umsetzung von Zero Trust entscheidend sind.

Prinzipien und Modelle

Kontinuierliche Überwachung und Überprüfung

Zero Trust erfordert kontinuierliche Überwachung und Überprüfung aller Netzwerkaktivitäten, um Anomalien zu erkennen und Bedrohungen in Echtzeit zu begegnen.

Azure Monitor und Azure Sentinel sind Werkzeuge, die hierbei unterstützen können.

Azure Sentinel, ein cloud nativer SIEM (Security Information and Event Management) und SOAR (Security Orchestration Automated Response)-Dienst, bietet umfassende Bedrohungserkennungs- und Reaktionsfunktionen.

Least Privilege

Das Prinzip des geringsten Privilegs besagt, dass Benutzer nur die minimal notwendigen Rechte für ihre Aufgaben erhalten sollen.

In Azure kann dies durch detaillierte RBAC-Richtlinien umgesetzt werden. Azure Entra ID bietet dabei eine einfache Verwaltung und Durchsetzung von Zugriffskontrollen.

Kontrolle des Gerätezugriffs

Die Kontrolle des Gerätezugriffs stellt sicher, dass nur sichere und autorisierte Geräte auf das Netzwerk zugreifen können.

Azure Intune ermöglicht die Verwaltung und Sicherung von Geräten, die auf Unternehmensressourcen zugreifen. Azure Device Compliance und Bedingter Zugriff gewährleisten, dass nur konforme und sichere Geräte auf kritische Daten zugreifen können.

Mikrosegmentierung

Das Prinzip unterteilt das Netzwerk in kleinere, isolierte Segmente, um die Ausbreitung von Bedrohungen zu verhindern. Mit Azure Virtual Network (VNet) und Network Security Groups (NSGs) lässt sich diese Segmentierung effizient umsetzen. Azure Firewall und Azure Application Gateway können ebenfalls zur Verbesserung der Netzwerksicherheit beitragen.

Laterale Bewegung verhindern

Zero Trust zielt darauf ab, die laterale Bewegung von Angreifern innerhalb des Netzwerks zu verhindern. Dies kann durch die Implementierung strenger Netzwerksegmentierungen und Überwachungsmechanismen in Azure erreicht werden. Die Nutzung von Azure Security Center hilft dabei, Bedrohungen frühzeitig zu erkennen und zu bekämpfen.

Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA)

MFA ist ein wesentlicher Bestandteil von Zero Trust, da es eine zusätzliche Sicherheitsebene hinzufügt, indem Benutzer ihre Identität durch mehrere Faktoren bestätigen müssen.

Azure Entra ID bietet robuste MFA-Lösungen, die einfach zu implementieren sind.

Ziele und Vorteile

Die Ziele von Zero Trust sind der Schutz sensibler Daten vor unbefugtem Zugriff, die Minimierung des Risikos durch Insider-Threats, die Verbesserung der Netzwerktransparenz und -kontrolle sowie die Sicherstellung der Compliance mit regulatorischen Anforderungen.

Die Vorteile umfassen:

  1. Erhöhte Cloud Sicherheit: Durch kontinuierliche Überprüfung und strenge Zugangskontrollen.
  2. Reduzierung des Risikos: Von Datenverlust und Cyberangriffen.
  3. Anpassungsfähigkeit und Skalierbarkeit: Insbesondere in der Cloud-Umgebung.
  4. Verbesserte Sichtbarkeit und Kontrolle: Über alle Netzwerkaktivitäten.

Zero Trust Architecture

Eine Zero Trust Architektur basiert auf einem Sicherheitsansatz, der das traditionelle Vertrauen in interne und externe Netzwerkgrenzen aufgibt. Stattdessen wird jeder Benutzer, jedes Gerät und jede Anwendung als potenziell riskant betrachtet, sodass der Zugriff streng kontrolliert wird. Diese Architektur besteht aus mehreren eng verknüpften Schichten, die zusammen eine starke Verteidigung gegen Bedrohungen bilden.

Identitäts- und Zugriffsmanagement (IAM):
Das Identitäts- und Zugriffsmanagement ist das Rückgrat der Zero Trust Architektur. Es stellt sicher, dass nur autorisierte Benutzer auf Ressourcen zugreifen können, indem strenge Authentifizierungs- und Autorisierungsmechanismen, wie Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA), eingesetzt werden. Zudem gilt das Prinzip der geringsten Privilegien, sodass Benutzer nur die minimal notwendigen Rechte erhalten.

Gerätesicherheit:
Geräte, die auf das Netzwerk zugreifen, werden als potenzielle Bedrohungen betrachtet. Sicherheitsrichtlinien sorgen dafür, dass nur geprüfte und sichere Geräte Zugriff erhalten. Unsichere oder kompromittierte Geräte werden isoliert, um Bedrohungen zu verhindern.

Anwendungssicherheit:
Jede Anwendung wird durch strikte Zugangskontrollen geschützt, unabhängig davon, ob sie lokal oder in der Cloud betrieben wird. Kontinuierliche Überwachung und Sicherheitsmaßnahmen wie Patch-Management gewährleisten den Schutz vor Bedrohungen.

Datensicherheit:
Sensiblen Daten wird durch Verschlüsselung und strikte Zugangskontrollen besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Dies schützt Daten sowohl bei der Speicherung als auch bei der Übertragung, während Datenklassifizierung und Überwachung verdächtige Aktivitäten erkennen.

Netzwerksicherheit:
Das Netzwerk wird in isolierte Segmente unterteilt, um die Bewegungsfreiheit eines Angreifers einzuschränken. Kontinuierliche Überwachung hilft dabei, ungewöhnliche Aktivitäten sofort zu erkennen und Bedrohungen in Echtzeit zu neutralisieren.

Diese Schichten zusammen bilden eine Zero Trust Architektur, die darauf abzielt, Sicherheitsrisiken in einer komplexen IT-Umgebung zu minimieren. Jede Interaktion im Netzwerk wird genau überwacht, um blinde Flecken in der Sicherheitsstrategie eines Unternehmens zu vermeiden.

Was ist Zero Trust Network Access (ZTNA)?

ZTNA ist eine Technologie, die den sicheren Fernzugriff auf Anwendungen und Dienste ermöglicht, basierend auf dem Zero-Trust-Prinzip. Im Gegensatz zu herkömmlichen VPNs bietet ZTNA granularere Kontrolle und Sichtbarkeit über Benutzeraktivitäten.

Anwendungsfälle

Fernzugriff

ZTNA ist eine Technologie, die den sicheren Fernzugriff auf Anwendungen und Dienste ermöglicht, basierend auf dem Zero-Trust-Prinzip. Im Gegensatz zu herkömmlichen VPNs bietet ZTNA granularere Kontrolle und Sichtbarkeit über Benutzeraktivitäten.

Es stellt sicher, dass nur autorisierte Benutzer und Geräte auf die erforderlichen Ressourcen zugreifen können, unabhängig von ihrem Standort.

Traditionelle VPN-Lösungen bieten nicht den gleichen granularen Kontroll- und Sicherheitsgrad, den ZTNA ermöglicht.

Migration von Workloads und Anwendungen in die Cloud

Die Cloud Migration von Workloads und Anwendungen bringt zahlreiche Vorteile mit sich, darunter Skalierbarkeit, Flexibilität und Kosteneffizienz.

Allerdings stellt dieser Übergang auch erhebliche Sicherheitsherausforderungen dar.

Durch die Implementierung von Zero Trust in der Cloud, insbesondere in Plattformen wie Microsoft Azure, können Unternehmen sicherstellen, dass alle Zugriffsanfragen kontinuierlich überwacht und überprüft werden.

Azure bietet umfassende Tools und Dienste wie Azure Security Center und Azure Entra ID, die dabei helfen, eine Zero-Trust-Strategie effektiv umzusetzen und somit die Sicherheit von Cloud-Workloads zu gewährleisten.

Beispielsweise kann durch die Nutzung von bedingtem Zugriff in Azure Entra ID sichergestellt werden, dass nur Benutzer, die bestimmte Kriterien erfüllen (wie Standort, Gerät oder Benutzerverhalten), auf sensible Daten und Anwendungen zugreifen können. Dies minimiert das Risiko, dass unautorisierte Benutzer Zugriff auf kritische Systeme erhalten.

Sichere Cloud Migration

Third-Party Access

Der Zugang von Drittanbietern zu Unternehmensressourcen stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar.

Durch die Implementierung von Zero Trust können Unternehmen sicherstellen, dass externe Partner nur auf die spezifischen Ressourcen zugreifen können, die für ihre Aufgaben notwendig sind.

Dies wird durch strenge Authentifizierungs- und Autorisierungsprozesse sowie durch kontinuierliche Überwachung der Aktivitäten erreicht.

Best Practices für Implementierung

Definieren Sie klare Sicherheitsrichtlinien

Der erste Schritt zur Implementierung einer Zero-Trust-Strategie besteht darin, klare und umfassende Richtlinien zu definieren. Diese Richtlinien sollten die Anforderungen an die Authentifizierung, Autorisierung und Überwachung detailliert festlegen. Unternehmen sollten sicherstellen, dass alle Mitarbeiter diese Richtlinien verstehen und einhalten.

Nutzen Sie IAM und MFA umfassend

Identity and Access Management (IAM) und Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) sind zentrale Komponenten einer Zero-Trust-Strategie.

Durch den Einsatz von IAM-Lösungen wie Azure Entra ID können Unternehmen sicherstellen, dass nur autorisierte Benutzer Zugriff auf Ressourcen haben.

MFA fügt eine zusätzliche Sicherheitsebene hinzu, indem Benutzer mehrere Faktoren zur Verifizierung ihrer Identität verwenden müssen.

Implementieren Sie Mikrosegmentierung

Mikrosegmentierung unterteilt das Netzwerk in kleinere, isolierte Segmente, wodurch die Ausbreitung von Bedrohungen innerhalb des Netzwerks erschwert wird. In Azure kann dies durch die Verwendung von Virtual Networks (VNets) und Network Security Groups (NSGs) erreicht werden. Jedes Segment kann spezifische Sicherheitsrichtlinien haben, die den Zugriff streng kontrollieren.

Überwachen Sie kontinuierlich alle Netzwerkaktivitäten

Kontinuierliche Überwachung und Überprüfung sind entscheidend, um Anomalien und verdächtige Aktivitäten frühzeitig zu erkennen.

Tools wie Azure Monitor und Azure Sentinel bieten umfassende Überwachungs- und Analysefunktionen. Diese können Unternehmen dabei unterstützen, potenzielle Bedrohungen in Echtzeit zu identifizieren und zu reagieren.

Schulen Sie das Sicherheitsbewusstsein Ihrer Mitarbeiter

Mitarbeiter sind oft das schwächste Glied in der Sicherheitskette.

Regelmäßige Schulungen und Sensibilisierungsprogramme können dazu beitragen, das Bewusstsein für Bedrohungen zu schärfen und das Sicherheitsverhalten der Mitarbeiter zu verbessern. Schulungen sollten Best Practices im Umgang mit Passwörtern, Phishing-Angriffen und anderen gängigen Bedrohungen umfassen.

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Fazit

Zero Trust ist ein grundlegender Wandel in der Netzwerksicherheit, der darauf abzielt, Vertrauen zu minimieren und kontinuierliche Überwachung sowie strikte Zugangskontrollen zu gewährleisten.

Angesichts zunehmender Cyberangriffe bietet das Zero-Trust-Modell eine robuste Verteidigungsstrategie, insbesondere in der Cloud-Umgebung von Microsoft Azure.

Damit unterstützen Tools wie Azure Entra ID, Azure Monitor, Azure Sentinel und Azure Security Center die Umsetzung von Zero Trust.

Durch die Implementierung von Zero Trust Richtlinien können Unternehmen sicherstellen, dass nur autorisierte Benutzer und Geräte auf sensible Daten zugreifen, Bedrohungen frühzeitig erkannt werden und Sicherheitsrichtlinien eingehalten werden.

Die Vorteile umfassen erhöhte Sicherheit, Risikominderung und bessere Anpassungsfähigkeit.

Die erfolgreiche Umsetzung erfordert klare Sicherheitsrichtlinien, umfassende Nutzung von IAM und MFA, Mikrosegmentierung, kontinuierliche Überwachung und regelmäßige Mitarbeiterschulungen.

Mit diesen Maßnahmen können Unternehmen eine effektive Zero-Trust-Strategie entwickeln, die sie vor den wachsenden Bedrohungen der Cybersicherheit schützt. Angesichts der steigenden Anzahl und Kosten von Cyberangriffen ist Zero Trust eine notwendige Maßnahme zum Schutz sensibler Daten und zur Sicherung der Geschäftskontinuität.

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